Bewegungssprache (Kurzrezension)

Kurzrezension von Niels Seibert, Ines Wallrodt (Hg.): Murmeln, Mumbeln, Flüstertüte. Lexikon der Bewegungssprache. Unrast Verlag, Münster 2016. 128 Seiten, 9,80 EUR.

Genua, Zürich, Bremen, Wackersdorf, Seattle, Heiligendamm: Das sind für die deutschsprachige Neue Linke wichtige Orte. Zu diesen und anderen Wörtern finden sich Einträge im Lexikon der Bewegungssprache, einer Kolumnenserie in der Tageszeitung neues deutschland, die jetzt als Buch erschienen ist. Die Beiträge vermitteln Fragmente der deutschen Bewegungsgeschichte und geben nützliche Hinweise, etwa zum Umgang mit Bonzenschlitten und warum es ratsam ist, bei langen Plena immer ein Mittelchen gegen Bauchschmerzen dabei zu haben. Die Autor_innen erklären zudem, für was ACAB, Mumble, DIY, FLTIQ*, Cis, EA stehen und wer eigentlich Anna und Arthur sind – und warum sie das Maul halten. Auch dass international jetzt transnational und Vokü jetzt Küfa heißt, erfahren die Leser_innen. Hinsichtlich innerlinker Konflikte ist das Lexikon um diplomatische Ausgewogenheit bemüht. Da wird einerseits die Notwendigkeit von Antiimperialismus betont, zugleich werden die ursprünglichen Anliegen der sogenannten Antideutschen positiv hervorgehoben. Insgesamt ein informatives und unterhaltsames Buch, das durchaus als Einführung für Interessierte und Einsteiger_innen funktioniert. Dass es ein solches Buch überhaupt braucht, ist allerdings auch Ausdruck einer Bewegungslinken, die zwar keine Szene sein will, aber bei aller ostentativen Offenheit gegenüber sich (potenziell) in Bewegung Setzenden mit ihren Codes häufig eine ziemlich geschlossene Gesellschaft darstellt.