Linke EU-Kritik (Kurzrezension)

Kurzrezension von: Z – Zeitschrift marxistische Erneuerung Nr. 104, Dezember 2015: Griechenland, EU und die Linke. 226 Seiten, 10 EUR.

Spätestens als sich im Sommer vergangenen Jahres die griechische Linkspartei SYRIZA dem von Deutschland diktierten Sparprogramm unterwarf, entbrannte in der europäischen Linken eine heftige Diskussion. Den Ausstieg aus der EU und dem Euro forderten die einen; ein Europa von unten, vielleicht sogar im Rahmen der bestehenden Institutionen, die anderen. Der aktuelle Schwerpunkt der Z, der Zeitschrift für marxistische Erneuerung, knüpft an die Diskussion an. Beleuchtet werden etwa SYRIZAs Strategie während der Verhandlungen, die Potenziale möglicher europaweiter Protestbewegungen und die Frage, ob sich ein Grexit für weite Teile der griechischen Bevölkerung überhaupt lohnen würde. Aus den rundum lesenswerten Beiträgen sticht einer heraus: Nico Biver zeigt detailliert auf, wie sich die soziale Basis der linken Parteien fundamental geändert hat. So entwickelte sich SYRIZA binnen weniger Jahre von einer Intellektuellen- zu einer Volkspartei. Das Problem: Der Partei fehle es an der gesellschaftlichen Verankerung, was sich in der vergleichsweise geringen Mitgliederzahl ausdrücke. Auch ein Blick auf die Beiträge außerhalb des Schwerpunkts lohnt sich. So überzeugen insbesondere die Artikel von Gerd Wiegel und John Lütten. Ersterer befasst sich mit der AfD, letzterer mit dem Zusammenhang von Struktur, Handlung und Herrschaft. Lütten argumentiert überzeugend für einen Marxismus, der Klassenverhältnisse ins Zentrum von Analyse und Praxis stellt.

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Erschienen in ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 612 / 19.1.2016.