Migrantische Arbeit (Kurzrezension)

Kurzrezension von:  Z – Zeitschrift marxistische Erneuerung Nr. 105, März 2016: Kapitalismus und Migration. Dezember 2015: Griechenland, EU und die Linke. 226 Seiten, 10 EUR.

Vermehrt betonen Linke den ökonomischen Hintergrund, vor dem sich die »Flüchtlingsdebatte« abspielt. Nicht immer ist das sinnvoll, wie die jüngsten Einlassungen von Sahra Wagenknecht zu dem Thema zeigen. Nicht nur ihr sei das aktuelle Heft der Zeitschrift für marxistische Erneuerung empfohlen. Die Bandbreite der neun Beiträge zum Schwerpunkt »Kapitalismus und Migration« ist beachtlich: Es geht um Fluchtursachen, die jüngsten Asylrechtverschärfungen, die Arbeit der Gewerkschaften, Globalisierung und Neoliberalismus. Der bereits 2009 erschienene und jetzt erstmals in deutscher Fassung vorliegende Beitrag von Jane Hardy zeigt zudem anhand der Beispiele USA und Großbritannien fundiert den Einfluss von Migration auf den Arbeitsmarkt auf: ein Zusammenhang, der keineswegs nur aus Perspektive der Kapitalseite betrachtet werden sollte. Zwar spiele migrantische Arbeit sowohl als »industrielle Reservearmee« eine Rolle als auch als Mittel, um die Ausbeutungsrate zu erhöhen. Doch Hardy richtet sich gegen einen rein objektivierenden Blick: Migrantische Arbeiter_innen fänden sich bei Streiks, Gewerkschaftsgründungen und politischer Aktivität häufig in der ersten Reihe. Außerhalb des Schwerpunkts fällt besonders der Beitrag von Karin Fischer und Rudy Weissenbacher positiv auf, die präzise die wichtigsten Ansätze des Theorems vom ungleichen Tausch rekonstruieren. Es bleibt zu hoffen, dass die lesenswerte Ausgabe Eingang in aktuelle linke Debatten in Deutschland findet.

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Erschienen in ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 615 / 19.4.2016.