Von Sebastian Friedrich und Hannah Schultes
Die Analyse der für das Themenfeld Islam zentralen medialen Debatten seit dem 11. September 2001 zeigt, dass antimuslimischer Rassismus im deutschen Kontext auf fünf mit dem Themenfeld Islam verschränkten Diskursen basiert. Der deutsche Islamdiskurs bezieht seine Virulenz aus der jeweiligen Kopplung mit Diskursen über Innere Sicherheit, Freiheitsrechte, Sozialstaat, Integration und »Problembezirke«. Diese Diskursverschränkungen bringen als Effekt Repräsentationen wie die des »gefährlichen Anderen«, des »unzivilisierten Anderen«, des »nutzlosen Anderen«, des »integrationsunwilligen Anderen« sowie das der »Parallelgesellschaften« hervor bzw. stützen diese. Als Funktionen lassen sich dabei für die jeweiligen Diskursverschränkungen ausmachen: 1. Kriminalisierung von muslimisch markierten Menschen als Rechtfertigung für Kontrolle und Mittel zur Verschleierung von strukturellem Rassismus, 2. Stärkung eines positiven »deutschen« und »westlichen« Selbstbildes, 3. Legitimation von Sozialstaatsabbau durch die Ethnisierung und Kulturalisierung von Armut, 4. Aufrechterhaltung kultureller Dominanz der weiß-deutschen Mehrheitsgesellschaft und 5. Verortung von »muslimischen Defiziten« und Problemen in einem »Gefahrenherd« auf begrenztem Raum jenseits von gesamtgesellschaftlichen Strukturen.